Vielfalt undgesunde ArbeitBKK Gesundheitsreport 2025A.-K. Klemm | B. Meyer (Hrsg.)

Die Arbeitswelt ist sehr facettenreich. Es gibt unterschiedliche Geschäftsfelder, Unternehmensprofile, zu verrichtenden Tätigkeiten und entsprechenden Anforderungen an die Beschäftigten. Ebenso vielfältig sind die dort beschäftigten Menschen. All dies spiegelt sich in unterschiedlichen Gesundheitskennzahlen wider, deren Varianz aber auch die Chance bietet, Zusammenhänge zwischen Arbeitsbedingungen und Gesundheit besser zu verstehen. In der Anerkennung und Berücksichtigung dieser Vielfalt liegt schließlich ein Schlüssel, um Gesundheit besser zu fördern und Krankheiten vorzubeugen.

Vielfalt im Arbeitskontext ist längst Normalität und prägt den beruflichen Alltag, das Miteinander und das Wohlbefinden am Arbeitsplatz. Ein bewusster Umgang damit bildet die Grundlage für eine gesunde und zukunftsfähige Arbeitswelt, von der alle Beschäftigten gleichermaßen profitieren können.

Die 49. Ausgabe des BKK Gesundheitsreports bietet wertvolle Einblicke und praxisnahe Empfehlungen für Unternehmen, die ihre Arbeitsumgebung gesundheitsförderlich gestalten möchten. Der Report zeigt auf, wie durch gezielte Maßnahmen und eine bewusste Berücksichtigung der Vielfalt im Arbeitsumfeld die Gesundheit der Beschäftigten nachhaltig verbessert werden kann.

Auf Basis von Kennzahlen zu Arbeitsunfähigkeit, ambulanter und stationärer Versorgung sowie Arzneimittelverordnungen wird der spezifische Präventionsbedarf aufgezeigt. Zahlreiche Gastbeiträge aus Wissenschaft, Politik und Praxis ergänzen den Report um weitere Erkenntnisse, Standpunkte, Projekte und Initiativen.

Ergebnisse der Beschäftigtenbefragung 2025

Im Juni 2025 wurden im Auftrag des BKK Dachverbands im Rahmen einer Online-Umfrage insgesamt 3.019 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte ab 16 Jahren mit Hauptwohnsitz in Deutschland zu verschiedenen Aspekten ihrer Gesundheit und Arbeit durch das Marktforschungsinstitut Kantar befragt. Dabei wurde insbesondere das Schwerpunktthema mit Fragen zur Vielfalt im jeweiligen Unternehmen und in dessen Führung, wahrgenommene Auswirkungen sowie persönlichen Einstellungen zu Vielfalt in der Arbeitswelt vertieft. Die Ergebnisse der diesjährigen Umfrage werden im Folgenden berichtet.

Vielfalt und gesunde Arbeit – Unternehmenskultur

  • Die meisten Befragten berichten von einer insgesamt offenen und vielfältigen Unternehmenskultur. So stimmen mehr als zwei Drittel der Aussage eher bzw. voll und ganz zu, dass in ihrem Unternehmen alle Mitarbeitenden unabhängig von persönlichen Merkmalen fair und gerecht behandelt werden.
  • Mehr als ein Drittel gibt hingegen an, dass Vielfalt im Arbeitsalltag keine Rolle spielt.
  • Ob Vielfalt im Unternehmen als Vorteil gesehen wird, hängt auch von der Unternehmensgröße ab: Von den Befragten, die in Kleinstunternehmen (< 10 Beschäftigte) arbeiten, stimmen 45,7% dieser Aussage zu, von den Beschäftigten in Großunternehmen (500 und mehr Beschäftigte) waren es hingegen 54,9%.

Zur Erfassung verschiedener Facetten von Vielfalt in Unternehmen wurden die teilnehmenden Personen gebeten, unterschiedliche Aussagen hinsichtlich ihrer Zustimmung zu bewerten.

Die höchste Zustimmung erhielt die Aussage, dass alle Mitarbeitenden unabhängig von ethnischer Herkunft, Geschlecht, Alter, Weltanschauung oder anderen persönlichen Merkmalen fair und gleich behandelt werden (Diagramm 1). Auch die weiteren Items bezüglich der aktuell herrschenden Unternehmenskultur wurden überwiegend positiv bewertet. Deutlich geringer, nämlich bei 37,2 Prozent, fällt die Zustimmung beim negativ formulierten Item „Vielfalt spielt in meinem Unternehmen im Arbeitsalltag keine Rolle“ aus. Die kumulierte Nicht-Zustimmung von 32,3 Prozent zu dieser Aussage lässt darauf schließen, dass ein signifikanter Anteil der Beschäftigten Vielfalt sehr wohl als relevant für den Arbeitsalltag wahrnimmt. Insgesamt lässt sich festhalten, dass die Ergebnisse der Befragung auf eine überwiegend positive Wahrnehmung von Gleichbehandlung und Vielfalt im Unternehmen aus Sicht der Beschäftigten hindeuten. Somit wird die Relevanz von Diversität als wichtiger Bestandteil der Unternehmenskultur verdeutlicht.

Diagramm 1: Beschäftigtenbefragung 2025 – Unternehmenskultur und Vielfalt

Alle Mitarbeitenden in meinem Unternehmen werden unabhängig von ihrer ethnischen Herkunft, ihrem Geschlecht, ihrem Alter, ihrer Weltanschauung oder anderen persönlichen Merkmalen fair und gleichbehandelt.

Unterschiedliche Perspektiven und Erfahrungen werden in meinem Unternehmen respektiert.

Mein Unternehmen fördert aktiv den gleichberechtigten Einbezug aller Mitarbeitenden am Arbeitsplatz.

Mein Unternehmen bietet allen Mitarbeitenden, entsprechend ihren Fähigkeiten und Bedürfnissen, die gleichen Entwicklungs- und Aufstiegsmöglichkeiten.

Mein Unternehmen schafft eine einladende und integrative Kultur für alle Mitarbeitenden.

Die Vielfalt der Mitarbeitenden wird in meinem Unternehmen als Vorteil angesehen.

Vielfalt spielt in meinem Unternehmen im Arbeitsalltag keine Rolle.
( - ) negativ formuliertes Item

Anteile in Prozent

trifft nicht zu

trifft eher nicht zu

teils/teils

trifft eher zu

trifft voll und ganz zu

Zusätzlich wurde geprüft, ob sich bei der Bewertung der dargestellten Aussagen durch die Befragten Unterschiede aufgrund soziodemografischer Merkmale ergeben. Dabei zeigten sich keine wesentlichen Unterschiede zwischen den Bewertungen von Männern und Frauen, da beide Geschlechter die entsprechenden Items weitgehend gleich beurteilen. Auch hinsichtlich des Alters sind nur geringe Differenzen festzustellen. Ein leicht positiver Zusammenhang zeigt sich hingegen mit dem Bildungsgrad: Personen mit höherer Bildung stimmten Aussagen zur wahrgenommenen Gleichbehandlung tendenziell stärker zu.

Auch hinsichtlich der Unternehmensmerkmale sind Unterschiede in den Bewertungen der Befragten nur in geringem Maße zu verzeichnen. Eine recht gleichmäßige Steigerung der Zustimmung lässt sich dabei im Zusammenhang mit der Betriebsgröße für die Aussage beobachten, dass Vielfalt im Unternehmen als Vorteil angesehen wird, beobachten (Diagramm 2). Dieser Befund legt nahe, dass größere Unternehmen tendenziell stärker auf die Vorteile von Vielfalt setzen. Mögliche Erklärungen hierfür könnten in strukturellen Faktoren liegen, etwa in etablierten Diversitätsstrategien, professionellen Personalentwicklungsprozessen oder einer höheren Sensibilisierung für eine inklusive Unternehmenskultur. Dies ist wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass größere Organisationen aufgrund ihrer Größe auch in der Regel auch mehr Vielfalt in der Belegschaft aufweisen und auch eher über die nötigen Ressourcen und institutionellen Rahmenbedingungen verfügen.

Bei der Bewertung von Vielfalt als Vorteil zeigt sich außerdem ein Unterschied, zwischen Beschäftigten, die oft bzw. immer von zu Hause oder unterwegs arbeiten (58,5 Prozent stimmen der Aussage eher bzw. voll und ganz zu) und denen, die dies nicht tun (47,5 Prozent stimmen der Aussage eher bzw. voll und ganz zu). Hier wirkt sich möglicherweise auch eine grundsätzliche Ausrichtung der Unternehmenskultur aus, Arbeitsbedingungen zu schaffen, die den Bedürfnissen und Wünschen der

Diagramm 2: Beschäftigtenbefragung 2025 – Zustimmung zur Aussage „Die Vielfalt der Mitarbeitenden wird in meinem Unternehmen als Vorteil angesehen“ nach Betriebsgröße

Betriebsgrößen und Anteile „trifft eher zu“/„trifft voll und ganz zu“ in Prozent

Gesamt: 50,6 %

Vielfalt und gesunde Arbeit – Führung

  • Prinzipiell wird in zahlreichen Unternehmen sowohl auf eine vielfältige Zusammensetzung der Belegschaft genauso als auch der Führungskräfte Wert gelegt (48,6 Prozent Zustimmung vs. 20,4 Prozent Nicht-Zustimmung). Auch die Führungsebene engagiert sich nach Einschätzung der befragten Beschäftigten sichtbar dafür (46,0 Prozent Zustimmung vs. 22,2 Prozent Nicht-Zustimmung).
  •  Dagegen geben 39,7 Prozent der Befragten an, dass die Vielfalt bei den Führungs- bzw. Leitungspositionen in ihrem Unternehmen kaum ausgeprägt ist (23,8 Prozent Nicht-Zustimmung).
  • Im Vergleich zwischen einzelnen Wirtschaftsgruppen gibt es deutliche Unterschiede: In den freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungsunternehmen geben 47,5% eine geringe Vielfalt der Führung an, bei den sonstigen (wirtschaftlichen) Dienstleistungen sowie in Erziehung und Unterricht sind es hingegen jeweils nur etwa ein Drittel.

Bei der Betrachtung von Aussagen, welche die Rolle von Führung im Zusammenhang mit Vielfalt thematisieren, zeigen sich im Unterschied zur Unternehmenskultur etwas geringere Zustimmungswerte (Diagramm 3). Am meisten Zustimmung erhielt die Aussage: „Mein Unternehmen legt Wert auf Vielfalt in der Zusammensetzung seiner Belegschaft und seiner Führungskräfte.“ Die geringste Zustimmung erhielt die Aussage: „Bei den Beschäftigten mit Führungs- bzw. Leitungsfunktion ist die Vielfalt kaum ausgeprägt.“ Entsprechend scheint ein Teil der Beschäftigten Vielfalt in Führungspositionen durchaus wahrzunehmen. Gleichzeitig lässt sich aus der Formulierung und den übrigen Antwortverteilungen ableiten, dass die Wahrnehmung von Diversität auf Leitungsebene aus Sicht der Beschäftigten insgesamt weniger ausgeprägt ist als in der allgemeinen Belegschaft.

Diagramm 3: Beschäftigtenbefragung 2025 – Führung und Vielfalt

Mein Unternehmen legt Wert auf Vielfalt in der Zusammensetzung seiner Belegschaft und seiner Führungskräfte.

Die oberste Führungsebene in meinem Unternehmen engagiert sich sichtbar für Vielfalt und Inklusion.

Bei den Beschäftigten mit Führungs- bzw. Leitungsfunktion ist die Vielfalt kaum ausgeprägt.
( - ) negativ formuliertes Item

Anteile in Prozent

trifft nicht zu

trifft eher nicht zu

teils/teils

trifft eher zu

trifft voll und ganz zu

Wie schon bei den Items zur wahrgenommenen Unternehmenskultur zeigt sich bei den Aussagen mit Bezug zur Unternehmensführung ebenfalls ein Zusammenhang mit der Unternehmensgröße: Je größer das Unternehmen, desto höher die Zustimmung. Außerdem zeigt sich, anders als bei der Unternehmenskultur allgemein, dass insbesondere Aussagen zum Verhalten der Führungskräfte von Befragten, die oft/immer mobil arbeiten, in größerem Maße positiv bewertet werden. Hinsichtlich der Vielfalt bei Belegschaft und Führungskräften sowie des sichtbaren Engagements der Führungsebene ist die Zustimmung zu den entsprechenden Items rund +12 Prozentpunkte höher als bei denjenigen, die nie oder höchstens manchmal von zu Hause oder unterwegs ihrer Arbeit nachgehen. Möglicherweise bewerten Beschäftigte, die häufig mobil arbeiten, das Verhalten ihrer Führungskräfte positiver, da (nicht nur) Führungskräfte in digitalen Kontexten formeller und damit gezielter kommunizieren müssen. Zudem erleben Mitarbeitende, die mobil arbeiten, wahrscheinlich mehr Vertrauen und Autonomie in ihrer Arbeit, was sich auch positiv auf die Wahrnehmung der Führung auswirkt. Auch eine geringere direkte Konfrontation mit kritischem Führungsverhalten durch die räumliche Distanz kann zu einer milderen Bewertung beitragen.

Zur weiteren Detailanalyse wurden die Zustimmungsanteile für die Aussage „Bei den Beschäftigten mit Führungs- bzw. Leitungsfunktion ist die Vielfalt kaum ausgeprägt.“ differenziert ermittelt nach ausgewählten Wirtschaftsgruppen. Hierbei zeigen sich teils deutliche Unterschiede. Die höchste Zustimmung zur Aussage findet sich bei den Befragten im Bereich der freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen mit einem Anteil von 47,5 Prozent. Auch im Groß- und Einzelhandel sowie im KFZ-Handel, in der Kfz-Instandhaltung und -Reparatur ist die Zustimmung mit 46,0 Prozent vergleichsweise hoch. Das verarbeitende Gewerbe folgt mit 43,8 Prozent. Die geringste Zustimmung findet sich bei den sonstigen Dienstleistungen mit lediglich 30,7 Prozent. Im Umkehrschluss lässt sich schließen, dass Beschäftigte in dieser Branche die Vielfalt auf Führungsebene im Vergleich noch am höchsten ausgeprägt sehen. Auch die Bereiche der sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen (33,0 Prozent) sowie Erziehung und Unterricht (34,1 Prozent) weisen relativ geringe Zustimmungswerte auf. Insgesamt zeigt sich im Branchenvergleich also ein heterogenes Bild, das durch branchenspezifische Rekrutierungspraktiken, tradierte Rollenbilder oder einen geringeren Anteil diversitätsbezogener Maßnahmen bedingt sein könnte.

Vielfalt und gesunde Arbeit – wahrgenommene Auswirkungen

  • Bei den Befragten überwiegt die positive Bewertung von Arbeit in vielfältigen Teams: Rund die Hälfte stimmt zu, dass Arbeiten in vielfältigen Teams überwiegend zu besseren Arbeitsergebnissen und zu einem besseren Arbeitsklima beitragen kann.
  • Andererseits wird auch antizipiert, dass es in vielfältigen Teams häufiger zu Kommunikationsproblemen und Missverständnissen (35,6 Prozent Zustimmung) oder sogar zu Konflikten (30,5 Prozent Zustimmung) kommen kann.
  • Solche Herausforderungen scheinen dann für die Befragten wahrscheinlicher, wenn der persönliche bzw. inhaltliche Einbezug ins Team fehlt oder erschwert ist. So stimmen diejenigen, die oft oder immer von zu Hause oder unterwegs arbeiten, sowie die in Leih- und Zeitarbeit Tätigen häufiger als andere zu, dass es zu Missverständnissen oder Konflikten kommen kann.

Des Weiteren sollten die Befragten eine Einschätzung zu Chancen und Herausforderungen bei der Arbeit in vielfältigen Teams abgeben. Insgesamt lässt sich eine überwiegend positive Bewertung erkennen, wobei gleichzeitig ambivalente Einschätzungen und potenzielle Problemlagen sichtbar werden.

Die Aussage, dass ein vielfältiges Team bessere Arbeitsergebnisse erzielt, erhält die stärkste Zustimmung („trifft voll und ganz zu“ und „trifft eher zu“) (Diagramm 4). Hier stimmen insgesamt 52,0 Prozent der Befragten zu, während nur 14,4 Prozent diese Aussage ablehnen („trifft nicht zu“ und „trifft eher nicht zu“). Ein ähnlich positives Bild zeigt sich bei der Aussage, dass das Arbeitsklima in vielfältigen Teams angenehmer sei.

Demgegenüber zeigt sich bei Aussagen zu potenziellen Herausforderungen in diversen Teams ein etwas anderes Bild. So stimmen 35,6 Prozent der Befragten der Aussage zu, dass es in vielfältigen Teams häufiger zu Kommunikationsproblemen und Missverständnissen komme. Demgegenüber stimmen 29,7 Prozent dieser Aussage nicht bzw. eher nicht zu. Ähnlich verhält es sich bei der Aussage, dass vielfältige Teams zu mehr Konflikten führen: 30,5 Prozent stimmen zu, während 34,4 Prozent dem nicht zustimmen. Insgesamt scheint die Vielfalt in Teams demnach überwiegend als produktivitäts- und klimafördernd wahrgenommen zu werden. Gleichzeitig scheinen Missverständnisse und Konflikte nicht selten zu sein. Dies könnte aber möglicherweise auch auf ambivalente Erfahrungen oder Unsicherheit bei der Beurteilung hindeuten. Eventuell spielt dabei auch die soziale Erwünschtheit eine Rolle.

Diagramm 4: Beschäftigtenbefragung 2025 – Wahrgenommene Auswirkungen von Arbeit in vielfältigen Teams

Ein vielfältiges Team erzielt bessere Arbeitsergebnisse.

In einem vielfältigen Team ist das Arbeitsklima angenehmer.

In einem vielfältigen Team kommt es häufiger zu Kommunikationsproblemen und Missverständnissen. ( - )

Anteile in Prozent

trifft nicht zu

trifft eher nicht zu

teils/teils

trifft eher zu

trifft voll und ganz zu

Vielfalt und gesunde Arbeit – persönliche Einstellungen

  • Auch bei der persönlichen Wichtigkeit von Vielfalt überwiegt die Zustimmung: Rund die Hälfte der Befragten (51,1 Prozent) gibt an, dass es ihnen wichtig ist, in einem Unternehmen zu arbeiten, das Wert auf Vielfalt legt und diese auch aktiv fördert.
  • In geringerem Maße scheint das Thema Vielfalt und Inklusion hingegen bei einem potenziellen Arbeitgeberwechsel relevant zu sein (39,5 Prozent Zustimmung, 30,3 Prozent Nicht-Zustimmung).
  • Dabei zeigen sich aber auch deutliche Altersunterschiede: Während für die Hälfte der unter 30-Jährigen das Thema beim Arbeitgeberwechsel wichtig ist, gilt dies bei den über 40-Jährigen nur für rund ein Drittel.

Die Befragungsergebnisse zu den persönlichen Einstellungen (Diagramm 5) zeigen, dass das Thema Vielfalt im Arbeitskontext von der Mehrheit der Befragten als bedeutsam bewertet wird. Am deutlichsten fällt die Zustimmung bei der Aussage aus, dass es wichtig sei, in einem Unternehmen zu arbeiten, das Wert auf Vielfalt bei den Mitarbeitenden legt. Insgesamt stimmen 51,1 Prozent der Befragten dieser Aussage (eher) zu, während 19,1 Prozent sie (eher) ablehnen. Ähnlich hoch ist die Zustimmung zur Aussage, dass der Arbeitgeber Vielfalt und Inklusion aktiv fördern sollte. Deutlich zurückhaltender äußern sich die Befragten wiederum bei der Frage, ob Vielfalt und Inklusion ein wichtiges Auswahlkriterium bei einem potenziellen Arbeitgeberwechsel wären. Hier stimmen immerhin 39,5 Prozent der Aussage (eher) zu, während 30,3 Prozent (eher) ablehnend antworten. Dies legt nahe, dass Vielfalt und Inklusion zwar als wünschenswerte Merkmale gelten, jedoch nicht für alle Beschäftigten bei der Auswahl einer neuen Arbeitsstelle ausschlaggebend sind.

Diagramm 5: Beschäftigtenbefragung 2025 – Persönliche Präferenzen bezüglich Vielfalt in der Arbeitswelt

Mir ist wichtig, in einem Unternehmen zu arbeiten, das Wert auf Vielfalt bei den Mitarbeitenden legt.

Mir ist wichtig, dass mein Arbeitgeber Vielfalt und Inklusion aktiv fördert.

Das Thema Vielfalt und Inklusion wäre bei einem potentiellen Arbeitgeberwechsel für mich ein wichtiges Auswahlkriterium.

Anteile in Prozent

trifft nicht zu

trifft eher nicht zu

teils/teils

trifft eher zu

trifft voll und ganz zu

Bei der Bewertung der persönlichen Wichtigkeit zeigt sich zudem, dass insbesondere die jüngste Altersgruppe hier einen klaren Schwerpunkt bildet. So sind die höchsten Zustimmungswerte bei allen zur Bewertung gegebenen Aussagen bei den unter 30-Jährigen zu finden. Die größte Varianz über alle Altersgruppen hinweg zeigt sich wiederum bei der Aussage zur Relevanz der Themen Vielfalt und Inklusion bei einem potenziellen Arbeitgeberwechsel auf (Diagramm 6). Mit 49,6 Prozent Zustimmung ist diese am höchsten bei den jüngsten Befragten unter 30 Jahren. Hierbei spielen sicherlich unterschiedliche Lebenslagen ebenso wie ein unterschiedlicher beruflicher Entwicklungsstand eine Rolle. Schließlich ist gerade bei jungen Beschäftigten am Anfang ihrer Berufslaufbahn ein Jobwechsel nicht unwahrscheinlich, während Ältere möglicherweise schon eine zufriedenstellende berufliche Position gefunden haben und auch im Privatleben (z.B. durch Familiengründung, Immobilienkauf o.ä.) stärker gebunden sind.

Diagramm 6: Beschäftigtenbefragung 2025 – Zustimmung zur Aussage „Das Thema Vielfalt und Inklusion wäre bei einem potentiellen Arbeitgeberwechsel für mich ein wichtiges Auswahlkriterium“ nach Altersgruppen

Altersgruppen und Anteile „trifft eher zu“/„trifft voll und ganz zu“ in Prozent

Gesamt: 39,5 %

Bertolt Meyer
Bertolt Meyer

Die Bedeutung von Diversität in Prävention und Gesundheits­förderung

Bertolt Meyer

Arbeit prägt unser Leben wie kaum ein anderer Bereich. Erwachsene verbringen einen großen Teil ihrer Lebenszeit im Arbeitskontext. Arbeit erfüllt nicht nur materielle Bedürfnisse, sondern auch zentrale psychische Grundbedürfnisse nach Leistung, Anerkennung und sozialer Zugehörigkeit. Damit ist die Arbeitswelt ein Schlüsselort für Prävention und Gesundheitsförderung: Sie kann Gesundheit und Wohlbefinden stärken oder Belastungen erzeugen, die sich negativ auf die Gesundheit auswirken.

Vielfalt und gesunde Arbeit – Diskriminierung und ihre Auswirkungen

  • Die überwiegende Mehrheit der Befragten (68,1 Prozent) gibt an, bislang keine ungerechtfertigte Benachteiligung bei ihrer aktuellen Arbeit erlebt zu haben.
  • Wenn die Befragten Diskriminierung erlebt haben, dann war dies am häufigsten aufgrund ihres Alters, ihres Geschlechts oder aufgrund einer gesundheitlichen Einschränkung/Behinderung.
  • Benachteiligungserfahrungen sind bei Jüngeren verbreiteter als bei Älteren: Während 53 Prozent der 18 bis 29-Jährigen eine solche Erfahrung angeben, sind es bei den ab 60-Jährigen gerade einmal 14,4 Prozent.

Die teilnehmenden Personen in dieser Befragung wurden zudem gefragt, ob sie schon einmal bei ihrer derzeitigen Tätigkeit eine ungerechtfertigte Benachteiligung erfahren haben. Laut eigener Aussage haben mehr als zwei Drittel der Befragten (68,1 Prozent) keine solche Diskriminierungserfahrung gemacht (Diagramm 7). 31,9 Prozent geben hingegen an, mindestens einmal eine solche Benachteiligung erlebt zu haben. Von diesen geben knapp die Hälfte mehr als nur einen Diskriminierungsgrund an. Am häufigsten wurden das Alter und das Geschlecht als Diskriminierungsmerkmale genannt. Dabei berichten Frauen deutlich häufiger als Männer – mehr als doppelt so häufig – von einer Benachteiligung aufgrund ihres Geschlechts. An dritter Stelle folgt die Diskriminierung aufgrund einer Behinderung oder gesundheitlichen Beeinträchtigung.

Ausgeprägt sind auch die Unterschiede nach Altersgruppen: Während 53,0 Prozent der unter 30-Jährigen angeben, bereits eine ungerechtfertigte Benachteiligung erfahren zu haben, sinkt dieser Anteil mit zunehmendem Alter erheblich. Bei den ab 60-Jährigen liegt der Anteil mit Diskriminierungserfahrung „nur“ noch bei 14,4 Prozent. Dies könnte auf eine größere Sensibilität jüngerer Beschäftigter gegenüber Diskriminierung oder auf unterschiedliche Erfahrungen gerade zu Beginn der Berufslaufbahn hinweisen.

Ein Zusammenhang zwischen Migrationshintergrund und erlebter Diskriminierung ist ebenfalls erkennbar: So berichten Befragte mit Migrationshintergrund – definiert als Personen, die selbst oder deren Eltern bei der Geburt nicht die deutsche Staatsangehörigkeit hatten – deutlich häufiger von Diskriminierungserfahrungen (49,9 Prozent) als Personen ohne Migrationshintergrund (25,0 Prozent). Als Hauptgründe für die wahrgenommene Benachteiligung nennen diese allerdings auch das Alter und das Geschlecht. Dennoch ist der Anteil jener, die Diskriminierung aufgrund ihrer ethnischen Herkunft, religiösen Zugehörigkeit bzw. Weltanschauung oder sexuellen Orientierung erlebt haben, bei Personen mit Migrationshintergrund deutlich erhöht.

Zudem zeigt sich ein Zusammenhang zwischen Diskriminierungserfahrungen und der Unternehmensgröße: Beschäftigte in kleineren Unternehmen erleben ungerechtfertigte Benachteiligung häufiger als Beschäftigte in größeren Betrieben. Während der Anteil der Betroffenen in Unternehmen mit weniger als zehn Mitarbeitenden bei rund 39,9 Prozent liegt, sind es in Unternehmen mit 500 und mehr Beschäftigten lediglich 25,4 Prozent.

Diagramm 7: Beschäftigtenbefragung 2025 – Diskriminierungserfahrungen bei der derzeitigen Tätigkeit insgesamt sowie differenziert nach angegebenen Gründen

Anteile in Prozent
(Anzahl der Befragten)

ohne Diskriminierungserfahrung

mit Diskriminierungserfahrung

Gründe, Anteile in Prozent
(Mehrfachnennung möglich)

  • Befragte mit Diskriminierungserfahrung bewerten die Vielfalt und Inklusion in ihrem Unternehmen deutlich kritischer als Personen ohne solche Erfahrungen. Zudem berichten Personen mit einer Diskriminierungserfahrung deutlich häufiger von Konflikten (40,5 Prozent vs. 25,8 Prozent).
  • Die Arbeitszufriedenheit ist bei Personen mit Diskriminierungserfahrung deutlich geringer: 70,5 Prozent von ihnen geben an, eher bzw. sehr zufrieden zu sein, während dieser Anteil bei Beschäftigten ohne eine solche Erfahrung bei 82,3 Prozent liegt.
  • Während Personen ohne Diskriminierungserfahrung am häufigsten eine gute oder sehr gute Arbeitsfähigkeit aufweisen, ist die Arbeitsfähigkeit von Personen mit Diskriminierungserfahrung am häufigsten gut oder nur mäßig.

Die Befragungsergebnisse deuten auf einen möglichen Zusammenhang zwischen Diskriminierungserfahrungen und der allgemeinen Arbeitszufriedenheit hin, wie das Diagramm 8 zeigt. Personen, die Diskriminierung am Arbeitsplatz erlebt haben, bewerten ihre Arbeitssituation insgesamt weniger positiv als jene ohne entsprechende Erfahrungen. Unter den Befragten mit Diskriminierungserfahrung geben 33,5 Prozent an, mit ihrer Arbeit „sehr zufrieden“ zu sein, während 37,0 Prozent „eher zufrieden“ sind. Gleichzeitig berichten insgesamt 8,7 Prozent (eher) unzufrieden zu sein. Im Vergleich dazu zeigt sich bei den Befragten ohne Diskriminierungserfahrung ein anderes Bild: So ist der Anteil der „eher“ sowie „sehr“ Zufriedenen mit insgesamt 82,3 Prozent erheblich größer und der Anteil der (eher) Unzufriedenen wiederum mit 3,6 Prozent deutlich niedriger als bei denen mit Diskriminierungserfahrung.

Die Ergebnisse zeigen, dass Befragte mit Diskriminierungserfahrungen insgesamt niedrigere Zufriedenheitswerte angeben als jene ohne solche Erfahrungen. Da die Arbeitszufriedenheit allerdings von vielfältigen Faktoren beeinflusst wird, sollte in weiteren Untersuchungen geprüft werden, ob Diskriminierungserfahrungen eine kausale Rolle für die beobachteten Unterschiede spielen. Organisationen, die Diskriminierung wirksam vorbeugen und Vielfalt aktiv fördern, können damit nicht nur das Wohlbefinden ihrer Mitarbeitenden stärken, sondern auch deren Bindung zum Arbeitgebenden und deren Leistungsbereitschaft positiv beeinflussen.

Diagramm 8: Beschäftigtenbefragung 2025 – Diskriminierungserfahrung und Arbeitszufriedenheit

Mit Diskriminierungserfahrung

Ohne Diskriminierungserfahrung

Anteile in Prozent

sehr unzufrieden

eher unzufrieden

teils/teils

eher zufrieden

sehr zufrieden

Jan-Paul Goroncy

Vielfalt im Unternehmenskontext: ein Plädoyer zur Einführung eines Diversity Managements am Beispiel HAMBURG WASSER

Jan-Paul Goroncy

Die Auseinandersetzung mit Vielfalt und der Aufbau von Diversity Management-Strukturen haben in den letzten Jahrzehnten auch in Deutschland deutlich zugenommen. Gleichzeitig ist ein gesellschaftlicher Gegenwind spürbar: Die aggressive Anti-Diversity-Politik der Trump-Regierung, das Erstarken rechter Kräfte in Deutschland, eine zunehmend konservative politische Ausrichtung sowie wirtschaftliche Unsicherheiten beeinflussen die öffentliche Debatte und die Bereitschaft von Unternehmen, sich aktiv und finanziell für Vielfalt einzusetzen.

Anne-Kathrin Klemm
Anne-Kathrin Klemm

Fazit: Vielfalt leben, Gesundheit stärken: Wegbereiter für die Arbeitswelt der Zukunft

Anne-Kathrin Klemm

Der politische Wind dreht sich. Die liberale Gesellschaft sieht sich Angriffen auf ihren Zusammenhalt ausgesetzt. „Biodeutsch“ und „Remigration“ wurden in den vergangenen beiden Jahren zu den „Unwörtern“ des Jahres erklärt. Sie spiegeln prominente, andauernde politische Debatten wider – das Ringen um Identität. Die bestehende Heterogenität in Sprache, Kultur, Religion, sexueller Orientierung, geschlechtlicher Identität und Herkunft ist zunehmend Angriffen ausgesetzt.

Fazit und Ausblick

Die Ergebnisse der Befragung deuten auf eine insgesamt positive Wahrnehmung von Vielfalt und Gleichbehandlung in der Unternehmenskultur hin. Viele Beschäftigte verstehen Diversität als normalen Bestandteil des Arbeitsalltags und wertschätzen sie weitgehend. Dies wird insbesondere durch die hohe Zustimmung zu Aussagen über faire Behandlung unabhängig von persönlichen Merkmalen oder die Anerkennung unterschiedlicher Perspektiven deutlich. Vielfalt wird zudem aus Sicht der Beschäftigten in vielen Unternehmen als Vorteil gesehen. Die Ergebnisse zeigen jedoch auch, dass Vielfalt in der Führungsebene zwar grundsätzlich als relevant und wichtig anerkannt wird. Gleichzeitig wird Vielfalt in Führungspositionen von den befragten Beschäftigten allerdings weniger deutlich wahrgenommen. Die Wahrnehmung variiert zudem in Abhängigkeit von Unternehmensgröße und Arbeitsform: Beschäftigte in größeren Unternehmen, die häufig mobil arbeiten, bewerten das Verhalten von Führungskräften im Kontext von Vielfalt tendenziell positiver. Auch zwischen den verschiedenen Wirtschaftsgruppen zeigen sich Unterschiede, die sind möglicherweise durch Branchenspezifika, Rahmenbedingungen und Regulierungen oder auch unterschiedliche Rekrutierungspraktiken bedingt sind. Das Arbeiten in vielfältigen Teams wird mehrheitlich als förderlich für die Arbeitsqualität und das Teamklima eingeschätzt. Gleichzeitig werden potenzielle Herausforderungen wie Kommunikationsprobleme und Konflikte nicht ausgeschlossen. Dabei zeigen sich insbesondere Unterschiede in Abhängigkeit von Arbeitsform und Beschäftigungsstatus: Beschäftigte, die oft oder immer mobil arbeiten, äußern sowohl stärkere Zustimmung zu positiven Effekten als auch zu potenziellen Konflikten. Hierbei spielt sicher eine Rolle, dass die Zusammenarbeit im virtuellen Raum aufgrund veränderter Möglichkeiten, aber auch Einschränkungen, andere Anforderungen hat. Besonders deutlich treten kritische Einschätzungen bei Leih- und Zeitarbeitskräften zutage, was ebenfalls auf Einschränkungen in der Kommunikation aber auch auf eine insgesamt geringere formelle wie auch informelle Integration ins Team zurückgeführt werden kann. Die persönliche Relevanz von Vielfalt wird bei den Befragten wiederum in hohen Zustimmungswerten bei der Bewertung der Wichtigkeit deutlich, in einem Unternehmen zu arbeiten, das Vielfalt aktiv fördert. Weniger eindeutig fällt die Bewertung aus, wenn es um die Bedeutung von Vielfalt als Kriterium bei einem potenziellen Arbeitgeberwechsel geht. Hierbei sind altersbezogene Unterschiede besonders ausgeprägt: Insbesondere die jüngeren Beschäftigten unter 30 Jahren messen diesem Thema eine höhere Bedeutung zu. Dies hängt wahrscheinlich mit den unterschiedlichen Lebensphasen, der beruflichen Mobilität und den verschiedenen Sozialisationserfahrungen in den unterschiedlichen Altersgruppen zusammen.

Wie sich in der Befragung zudem zeigt, sind Diskriminierungserfahrungen am Arbeitsplatz ein relevanter Faktor für die Wahrnehmung von Vielfalt und Inklusion sowie für die allgemeine Arbeitszufriedenheit. Etwa ein Drittel der Befragten berichtet von ungerechtfertigter Benachteiligung, wobei Alter, Geschlecht und gesundheitliche Einschränkungen am häufigsten als Ursache für Benachteiligung genannt werden. Dabei sind die Erfahrungen ungleich verteilt: Jüngere Beschäftigte und Personen mit Migrationshintergrund berichten deutlich häufiger von Diskriminierung. Auch die Unternehmensgröße spielt eine wichtige Rolle: Laut Angaben der Befragten treten Benachteiligungen in kleineren Betrieben häufiger auf als in größeren Organisationen. Die Wahrnehmung von Vielfalt und Gleichbehandlung fällt dann auch bei von Diskriminierung Betroffenen durchweg kritischer aus. Dies zeigt sich sowohl in der Einschätzung der Unternehmenskultur als auch in der Bewertung von Führung, Entwicklungsmöglichkeiten und Teamdynamiken. Zudem geben diskriminierte Personen in geringerem Maße an, dass sie insgesamt mit ihrer Arbeit zufrieden sind. Die Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung einer diskriminierungsfreien und inklusiven Unternehmenskultur für das Wohlbefinden und die Bindung der Mitarbeitenden. Entsprechendes lässt sich auch an der institutionellen Verankerung von Antidiskriminierungsmaßnahmen und Diversitätsmanagement ablesen. Dabei hängt die Schaffung von expliziten Regelungen und organisationalen Strukturen wiederum stark von Branchen- und Unternehmensmerkmalen ab. So verfügen etwas mehr als die Hälfte der Unternehmen über Richtlinien gegen Diskriminierung, wobei größere Betriebe und bestimmte Branchen – insbesondere der Bereich Information und Kommunikation – deutlich höhere Werte aufweisen. In kleineren Unternehmen sowie in wirtschaftsnahen Dienstleistungssektoren sind solche Regelungen hingegen seltener bekannt oder vorhanden. Die Einrichtung eines Diversitätsmanagements ist insgesamt weniger verbreitet, zeigt jedoch ähnliche Muster: Größere Unternehmen und bestimmte Branchen verfügen häufiger über eine zuständige Person oder Stelle. Auffällig ist, dass jüngere Beschäftigte häufiger von entsprechenden Strukturen berichten, obwohl sie überdurchschnittlich oft in kleineren Betrieben tätig sind. Dies könnte auf eine höhere Sensibilität oder eine bessere Informationslage hindeuten. Ein Zusammenhang besteht auch mit Diskriminierungserfahrungen: Betroffene berichten häufiger von vorhandenen Diversitätsstrukturen, was auf ein gestiegenes Problembewusstsein oder gezielte Maßnahmen in betroffenen Organisationen hindeuten könnte. Insgesamt zeigt sich, dass das Vorhandensein formalisierter Maßnahmen mit einer positiveren Bewertung von Vielfalt und Inklusion einhergeht. Gleichzeitig könnten die höheren Konfliktwahrnehmungen in Organisationen mit Diversitätsmanagement darauf hindeuten, dass entsprechende Strukturen gerade dort entstehen, wo bereits entsprechende Herausforderungen bestehen. Hierzu bedarf es weiterer vertiefender Forschung, für die diese Befragung interessante Anhaltspunkte bietet.

Insgesamt zeigen die Ergebnisse der Beschäftigtenbefragung: Vielfalt wird in der Regel positiv gesehen bzw. als solches auch im Alltag wahrgenommen. Sie ist ein wichtiger Faktor für das betriebliche Klima, das Wohlbefinden und die Gesundheit der Beschäftigten. Unternehmen, die Vielfalt als festen Bestandteil ihrer Unternehmenskultur etablieren und aktiv fördern, schaffen damit faire und integrative Arbeitsbedingungen. Zudem legen sie den Grundstein dafür, Fachkräfte zu akquirieren und zu halten und dafür, dass die Beschäftigten gerne und gesund im Unternehmen arbeiten. Wie die Ergebnisse allerdings auch verdeutlichen, ist dies kein Selbstläufer: Wird Vielfalt zwar grundsätzlich begrüßt, aber im Arbeitsalltag nicht „gelebt“, d. h. nicht konkret verankert und Benachteiligung nicht verhindert, geht dies mit geringerer Zufriedenheit, kritischerer Bewertung sowie wahrscheinlich auch häufigeren Problemen und Konflikten einher. Vielfalt ist in der Arbeitswelt immer vorhanden und präsent. Sie zu ignorieren, wäre fahrlässig. Ein rein passives „Hinnehmen“ genauso wie eine nur oberflächliche Beschäftigung mit Vielfalt (womöglich auch nur zur Imagepflege) reichen allerdings nicht aus, um den damit verbundenen Herausforderungen gerecht zu werden. In den Unternehmen braucht es eine aktive Gestaltung des Miteinanders. Nur so lassen sich die Potenziale von Vielfalt nutzen – und Arbeit gesund und zukunftsfähig gestalten.

Die Herausgeber

Anne-Kathrin Klemm

Anne-Kathrin Klemm

Anne-Kathrin Klemm ist Vorständin im BKK Dachverband e.V. Sie ist Diplom-Volkswirtin und arbeitet seit 26 Jahren im Gesundheitssystem unter anderem beim BKK Dachverband, der Techniker Krankenkasse, dem AOK Bundesverband und der Kassenärztlichen Vereinigung Südbaden. Ihre umfassende Expertise brachte sie auch in internationale Konferenzen sowie als Consultant für die GTZ im asiatischen Raum ein. Ihr ist der Blick ins Ausland wichtig, um Best-Practice-Erfahrungen für das deutsche Gesundheitssystem zu gewinnen und nutzbar zu machen.

Bertolt Meyer

Prof. Dr. Bertolt Meyer

Bertolt Meyer ist Professor für Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie an der TU Chemnitz. Gemeinsam mit seinem Team forscht er zu Diversität und Stereotypen am Arbeitsplatz, betrieblichem Gesundheitsmanagement und den gesellschaftlichen Auswirkungen der Verschmelzung von Mensch und Technik. Von 2022 bis 2024 war er Sprecher des DFG-Sonderforschungsbereichs „Hybrid Societies“. Er moderiert die Wissenschaftsreihe „Agree to Disagree“ bei Arte und den Wissenschaftspodcast „People of Science“ bei DLF Kultur. Der Deutsche Hochschulverband kürte ihn zum „Hochschullehrer des Jahres 2024“.

Der BKK Dachverband e.V. vertritt die Interessen der Betriebskrankenkassen. Das tun wir mit der Erfahrung aus unserer 300-jährigen Geschichte. Man kann sagen: Wir sind im besten Sinne erfahren!

Starke und erfolgreiche Unternehmen prägen uns. Selbstbewusste Versicherte treiben uns an. Das bestimmt unser Handeln.
Wir vertreten knapp zehn Millionen Versicherte, für die wir uns in den gesundheits- und sozialpolitischen Debatten einsetzen. Dabei haben wir die Bedeutung der Arbeitsplätze in den Trägerunternehmen wie auch in den Geschäftsstellen der Betriebskrankenkassen immer im Blick.

Unsere Expertinnen und Experten kennen sich in allen gesundheitspolitischen Themen aus. Wir sind für Sie da: analog, unter vier Augen oder digital. Jederzeit!

Wir sind für Sie da: Analog, unter vier Augen oder digital. Jederzeit!

Informationen zum Buch

1. Auflage
gebunden, 165 mm x 240 mm
294 Seiten
149 farbige Abbildungen, 26 Tabellen
ISBN: 978-3-95466-994-3
erscheint ca. 02. Dezember 2025

39,95 € [D] inkl. 7% MwSt.